Experteninterview: Im Gespräch mit Christoph Rullmann über die Krankheiten der Rosskastanie

Christoph Rullmann ist Bundesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., die sich bereits seit mehreren Jahren dafür engagiert, über die Bedrohung der Kastanie aufzuklären.

Herr Rullmann, wissen Sie noch, wann Sie das erste Mal in Ihrem Leben Kastanien gesammelt oder mit Kastanien gebastelt haben?

Christoph Rullmann: Na klar, sobald ich laufen konnte, habe ich mit meiner Familie Kastanien gesammelt. Das eine oder andere Kastanienmännchen ist da bestimmt auch entstanden, aber meine Stärke war schon immer eher das Sammeln an der frischen Luft.

Herr Rullmann, seit mehreren Jahren engagiert sich die SDW dafür, über die Bedrohung der Kastanie aufzuklären. Wie schlimm steht es um die Rosskastanie?

Rullmann: Die Lage für die weißblühenden Rosskastanien ist ernst, hat sich aber in den beiden letzten Jahren auf hohem Niveau stabilisiert. Die Miniermotte befällt die Bäume deutschlandweit, führt aber nicht zum Absterben des Baumes. Schlimmer ist, dass durch den jahrelangen Befall das Immunsystem der Bäume geschwächt wird, wodurch das Pseudomonas-Bakterium leichter eindringen und zum Absterben führen kann.

Woran erkennt man betroffene Bäume?

Rullmann: Ein Befall zeigt sich vor allem an den Blättern. Die Larven der Miniermotte fressen Gänge in das Blatt, die wir von außen als braune Striche erkennen können. Häufig werden die Blätter schon im Sommer braun und welk. Das Pseudomonas-Bakterium greift die Rinde und den Baumstamm an - dunkle, fast blutend aussehende Stellen oder auch Risse im Stamm sind ein klares Symptom.

Mit welchen Maßnahmen kann man der Rosskastanie im eigenen Garten oder im Park um die Ecke helfen?

Rullmann: Gegen die Miniermotte hilft vor allem ein simples Mittel: Laubsammeln. Durch das Beseitigen des Herbstlaubes wird verhindert, dass die letzte Mottengeneration darin überwintert und den Baum im folgenden Frühling sofort wieder befällt. Dazu sammelt man das Laub möglichst schnell nach dem Abfallen auf und bringt es zum örtlichen Entsorgungsbetrieb, der es dann verbrennt. Bei der Entsorgung sollten unbedingt die örtlichen Vorschriften berücksichtigt werden. Dazu informiert man sich am besten bei der eigenen Stadt- oder Gemeindeverwaltung.

Und wer keinen Wald oder Park vor der Tür hat?

Rullmann: Der kann sich auf der SWD-Webseite informieren, wo und wann die nächste regionale Laubsammelaktion stattfindet. Wir freuen uns immer über fleißige Helferinnen und Helfer! Auch andere Aktionen wie kürzlich die Kastaniensammelaktion unseres Partners Haribo tragen dazu bei, mehr Bewusstsein für das Krankheitsbild zu schaffen.

Also kann man die Kastanienfrüchte trotzdem bedenkenlos sammeln und mit nach Hause nehmen?

Rullmann: Ja, keine Sorge! Die Kastanienfrüchte können weiterhin problemlos gesammelt und zum Dekorieren, Spielen und Basteln verwendet werden. Sie sind selbst nicht von der Miniermotte oder dem Bakterium befallen. Auch bei Sammelaktionen wie der von Haribo oder örtlichen Sammelstellen können sie abgegeben werden, um dann im Winter an die Tiere in Wildparks oder -gehegen verfüttert zu werden.

Aktuell gibt es gegen das Pseudomonas-Bakterium noch kein Mittel - was kann man also noch tun, um der Kastanie zu helfen?

Rullmann: Es stimmt, dass noch kein Gegenmittel speziell gegen das Bakterium bekannt ist. Aus unserer Sicht ist das Laubsammeln bisher die beste Lösung zur Vorbeugung. Denn wenn wir die Ausbreitung der Miniermotte eindämmen, sorgen wir dafür, dass die Kastanienbäume gesünder sind und damit widerstandsfähiger gegen einen Bakterienbefall werden.

Außerdem ist es wichtig, insgesamt möglichst gesunde Lebensbedingungen für die Kastanienbäume zu schaffen. Dazu gehört etwa der richtige pH-Wert, eine gute Durchlüftung und der Nährstoffgehalt des Bodens. Wird der Baum zur Pflege beschnitten, sollte sauberes Schnittwerkzeug verwendet werden, damit sich die Krankheit nicht von Baum zu Baum überträgt.

Das heißt also, wenn jeder mithilft, können wir die Kastanien für die Zukunft bewahren?

Rullmann: Ja, gemeinsam können wir durch gezielte Hilfsmaßnahmen das Kastaniensterben aufhalten. Gleichzeitig ist es wichtig, dass man sich auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Thema beschäftigt. Es sind bereits Ansätze wie das "Impfen" von Kastanien oder die Züchtung resistenter Sorten im Gespräch - hier heißt es dranbleiben und die Forschung unterstützen.

Stichwort Engagement: Bei der traditionellen Kastanienaktion 2023 hat HARIBO gemeinsam mit der SDW mehr als 10.000 Menschen auf das Kastaniensterben aufmerksam gemacht. Welche Bedeutung hat so ein Engagement?

Rullmann: Derartige Aktionen sind prima für unser Anliegen der Kastanienrettung, denn sie schaffen mehr Bewusstsein. Gemeinsam sind wir natürlich noch eine Spur lauter, wenn es darum geht, Deutschlands Lieblingsbaum zu retten.

M005 Kastanienrettung

Die HARIBO Kastanienrettung

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